Zu allen Zeiten haben die Menschen, über die Sprache hinaus, die künstlerische Gestaltung als Ausdrucksmittel verwandt. Das individuell Gestaltete lässt Rückschlüsse auf den „Künstler“ und dessen Sicht auf die Welt zu. Das Resultat ist ein Ausschnitt des Augenblicks. Das Erstellen eines Bildes, einer Skulptur etc. ist immer auch Schaffung von Neuem, das grundsätzlich mit Krisen einhergeht. Der junge Mensch wird vor und während des Gestaltungsprozesses mit unerwarteten Reaktionen seines Inneren und mit äußeren Ereignissen konfrontiert, prozessual gezwungen, Entscheidungen zu treffen, und kommt durch die Betrachtung seines Werkes mit ihm Unbekanntem in Verbindung (vgl. Oevermann 2001b). Die Wahl der Ausdruckselemente wie die Art der Farben, Pinsel, Stifte etc. sind ebenfalls von Bedeutung.
Somit stellt das Bild und seine Entstehung ein objektives Dokument dar, das lebensgeschichtliche Ereignisse, Erinnerungsspuren, aber auch den Umgang mit Krisen und den dazugehörenden Lösungsstrategien aufzeigt. In der Forschungswerkstatt werden die künstlerische Gestaltung und der beobachtete Malprozess von Interpreten/Interpretinnen sequenziell auf ihre objektiven Deutungsgehalte hin analysiert, Strukturhypothesen gebildet und mit anderem Datenmaterial abgeglichen. Die Ergebnisse können alleine oder ergänzend das Gutachten gestalten und/oder darin einfließen.